Was Du über Isotretinoin wissen musst
Leidest Du unter Akne, nichts hat bisher geholfen?
Dann hat dein Hautarzt wahrscheinlich ein Medikament mit dem Wirkstoff Isotretinoin verschrieben.
Kann dieses Mittel wirklich deine Akne stoppen? Lies weiter und erfahre die schockierende Wahrheit:
Medikamente gegen Akne
Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie es ist unter Akne zu leiden, und wie es auf die eigene Psyche und das Selbstwertgefühl wirkt. Eitrige Pusteln und unzählige Mitesser im Gesicht, am Hals, dem Dekolleté und dem Rücken verunstalten das Erscheinungsbild und führen zu tiefen Schmerzen im Herzen.
Nicht ohne Grund greifen viele zum angeblichen „Wundermittel“ Isotretinoin. In Foren und Facebook-Gruppen werden Erfahrungsberichte ausgetauscht, die das Akne Medikament hochloben und erstaunliche Vorher-Nachher-Bilder von ehemaligen Patienten lassen schnell vergessen, dass mit der Therapie auch erhebliche gesundheitliche Risiken verbunden sind.
Was ist Isotretinoin?
Isotretinoin wurde erstmals in den 1980er Jahren in den USA unter dem Namen Roa*cutan bzw. Ac*utane auf den Markt gebracht und ist seitdem das am meisten verschriebene Medikament gegen Akne überhaupt.
Der Wirkstoff Isotretinoin, auch bekannt unter dem Namen 13-cis-Retinsäure, ist ein synthetisches Vitamin A-Derivat und wirkt sich, genau wie das natürliche Vitamin A, positiv auf den Aufbau und die Funktion der Haut aus.
Es kann oral als auch in Form von Cremes oder Gels lokal angewendet werden. Die Art der Anwendung richtet sich nach dem Ausprägungsgrad der Akne. Wurde es anfangs nur für allerschwerste Fälle von Akne verwendet, gibt es heute leichter dosierte Cremes und Gele, die für mittelschwere Akne eingesetzt wird.
Die orale Einnahme ist fast ausschließlich tolerierbar, wenn es sich um eine ausgeprägte Akne vulgaris oder sogar Akne conglobata handelt.
Medikamente mit Isotretinoin als Wirkstoff können ausschließlich vom Dermatologen nach ausführlicher Untersuchungen verschrieben werden. Du solltest erst dann über eine Therapie mit Isotretinoin nachdenken, wenn bereits sämtliche Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft wurden. Schulmedizinisch gesehen sind BPO-haltige Cremes und Waschlotionen das Mittel erster Wahl.
Eine Behandlung in Eigenregie ist nicht möglich und aufgrund der teils starken Nebenwirkungen nicht zu empfehlen. Besonders für Frauen im gebärfähigen Alter gelten strenge Richtlinien für die Therapie, da das Medikament stark fruchtschädigend wirkt.
Wie wirkt Iso/Roa?
Um die positive Wirkung des Isotretinoins zu verstehen, schauen wir uns die Prozesse an, die Akne erst entstehen lassen. Durch einen Überschuss von männlichen Sexualhormonen im Körper kommt es zu einer erhöhten Talgproduktion.
Die Haut um die Talgdrüsen verhärtet sich und es bilden sich Mitesser. Durch diese Verstopfung des Poren-Kanals kann sich das Bakterium Propionibacterium acnes vermehren und es kommt zu einer Entzündungsreaktion.
Der Wirkstoff Isotretinoin setzt nun an mehreren Problemstellen an. Zuerst bewirkt das Medikament, dass sich krankhaft veränderte Talgdrüsen rund um die Haarfollikel wieder normalisieren. Dabei wird die Talgproduktion künstlich eingeschränkt.
Des Weiteren verändert der Wirkstoff die Struktur der Haut. Die Produktion von Kollagen und Glykoproteine werden angekurbelt und sorgen für ein schnelleres Abklingen von Entzündungen und verringern die Narbenbildung der Haut erheblich.
Die Dauer der Therapie ist unterschiedlich, bei den meisten Patienten bewegt sie sich zwischen fünf und acht Monaten. Etwa 10 Prozent der Patienten müssen für einen längeren Zeitraum behandelt werden.
Wichtiger als die Behandlungsdauer bei Isotretinoin ist die Gesamtdosis, die über einen bestimmten Zeitraum eingenommen wird. In medizinischen Fachkreisen wird eine Gesamtdosis von mindestens 120 mg pro Kilogramm Körpergewicht empfohlen, um das Risiko eines Rückfalls zu minimieren.
Einige Studien empfehlen eine Gesamtdosis von 140 mg Medikament pro Kilogramm Körpergewicht und eine Behandlungsdauer von sechs bis acht Monaten, um die Rückfallquote so gering wie möglich zu halten. Die Tagesdosis kann von 0,2 mg bis 1 mg pro Kilogramm Körpergewicht variieren.
Grundsätzlich kommt es auf den Zustand und den Grad der Akne an. Einige Patienten reagieren sehr empfindlich und haben bereits bei einer geringen Dosierung mit den üblichen Nebenwirkungen zu kämpfen. In der Regel beginnt die Therapie mit einer geringen Dosis, die bei Wohlbefinden des Patienten bis auf die Maximaldosis gesteigert werden kann.
Welche Nebenwirkungen gibt es?
Bei vielen Patienten kommt es in den ersten Wochen der Behandlung zu einer deutlichen Verschlechterung des Hautbildes. Diese sogenannten „Flare-ups“ entstehen dadurch, dass das Medikament an einigen Stellen bereits wirkt, damit aber die bestehende Situation der Haut negativ beeinflusst.
Hat der Körper beispielsweise als erstes damit reagiert, die Talgdrüsen zu verkleinern, die vorher vergrößert und verhärtet waren, wird die überaktive Talgproduktion dazu führen, dass die nun Talgdrüsen noch eher verstopfen und sich entzünden.
Der Körper braucht also einige Wochen, um die vielen Angriffspunkte, an denen der Wirkstoff ansetzt, zu regulieren. Erst dann kann sich die Haut nach und nach beruhigen. Das Hautbild wird – laut Studien der Hersteller – nach der anfänglichen Verschlechterung dann immer weiter verbessert.
Die Wirksamkeit der Isotretinoin-Therapie ist weitreichend belegt. Dabei ist aber vor allem darauf hinzuweisen, welche teils schwerwiegenden Nebenwirkungen auftreten können.
Leichte Nebenwirkungen der Therapie sind vor allem trockene Haut. Die gesamte Haut am Körper wird sehr trocken, besonders die dünnere Gesichtshaut leidet unter der Therapie. Es kommt zu rissigen Lippen und trockenen Augen.
Mit der fortschreitenden Dauer kann sich eine Rötung der Haut einstellen, die sich erst nach Ende der Therapie langsam wieder verliert. Besonders stark von Akne betroffene Stellen röten sich und regenerieren sich erst nach und nach. Es kommt während der Iso Therapie ebenfalls zu einer stark ausgeprägten Sonnenempfindlichkeit und zu einer möglichen vorübergehenden „Nachtblindheit“.
Eine weitere häufige Nebenwirkung vor allem bei Jugendlichen sind Muskel- und Gelenkschmerzen. Auch Ausdauertraining kann zu Schmerzen in den Gelenken führen und sollte vermieden werden, sofern Beschwerden auftreten. In seltenen Fällen kann auch eine Verdickung der Knochen auftreten.
Gibt es Spätfolgen?
In seltenen Fällen kann es zu schwerwiegenden Nebenwirkungen kommen, wie Darmentzündungen sowie Beeinflussung der Psyche. So wird in mehreren Studien der Zusammenhang zwischen dem Medikament Isotretinoin und Depressionen aufgezeigt. Verursachte Selbsttötungen stehen ebenfalls Zusammenhang mit der Iso-Therapie.
Gerade bei Jugendlichen, die sich bereits in einer schwierigen und intensiven Zeit ihres Lebens befinden und starke Änderungen durchlaufen, kann sich das Medikament negativ auf die Persönlichkeitsentwicklung auswirken.
Studien zeigen auf, dass auch Jahre nach Beendigung der Therapie, Persönlichkeitsveränderungen bestehen bleiben. Es wird inzwischen davon ausgegangen, dass der Wirkstoff in den Gehirnstoffwechsel eingreift. Gerade bei noch heranwachsenden Jugendlichen ist das fatal.
Welche Alternativen habe ich?
Die symptomatische Behandlung mit Medikamenten wie Iso darf nicht das Mittel der ersten Wahl sein. Vielmehr solltest Du einen ganzheitlichen Behandlungsansatz berücksichtigen, um die Akne und die eigentlichen Ursachen zu bekämpfen.
Weiterführende Informationen:
Gefährliches Aknemittel: Nebenwirkung Selbstmord. Artikel von Lea Wolz am 08. August 2011: https://www.stern.de/gesundheit/gefaehrliches-aknemittel-nebenwirkung-selbstmord-3784616.html
Aknetabletten mit Isotretinoin: Gute Pillen – Schlechte Pillen: 2011 / 05 S. 04.
https://gutepillen-schlechtepillen.de/aknetabletten-mit-isotretinoin-gefahr-von-selbsttoetungen/?doing_wp_cron=1574597729.2345950603485107421875
Quellen & Studien:
Danby FW. 2003. Night blindness, vitamin A deficiency, and isotretinoin psychotoxicity. Dermatology Online Journal 9 (5): 30 http://escholarship.org/uc/item/88t998r8Wysowski
DK et al., "An analysis of reports of depression and suicide in patients treated with isotretinoin." J Am Acad Dermatol. 2001 Oct;45(4):515-9.https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11568740